Jubiläum der Kirche Schwanden würdig gefeiert
Mit einem abwechslungsreichen Programm feierte Schwanden drei Tage das 675-Jahr-Jubiläum der Kirche, getreu dem Motto: Gemeinsam Zukunft erleben.
Mit einem abwechslungsreichen Programm feierte Schwanden drei Tage das 675-Jahr-Jubiläum der Kirche, getreu dem Motto: Gemeinsam Zukunft erleben.
Willi Baumgartner
Feste sind da, um sie entsprechend zu feiern. Speziell dann, wenn das 600-Jahr-Jubiläum aus technischen Gründen (Brand) oder das 650-Jahr-Jubiläum (schlichtweg vergessen), nicht hatten begangen werden können. Umso grösser die Freude jetzt, dass nach der umfangreichen Sanierung der Kirche das 675-Jahr-Jubiläum zünftig gefeiert werden durfte.
Jodeln (Singen ohne Text auf Lautsilben) und Gospel (christliche afroamerikanische Stilrichtung) – beisst sich das nicht?
Nach der kurzen Eröffnungsansprache durch Hans Heinrich Hefti, Kirchenratspräsident, dann die Frage von Pfarrer und Moderator Peter Hofmann: Gospel versus Jodel – gibt es da überhaupt Verbindungen? Die Frage kann kurz und bündig mit Ja beantwortet werden. Auch wenn Heimat, Sklaverei, verwurzelt sein bei beiden nicht immer das gleiche bedeutet, sind in beiden Stilrichtungen mit Freude, Verbundenheit und Ausdruck doch viele Gemeinsamkeiten zu finden. Was das Chlytal Jodelchörli, unter der Leitung von Dirigentin Mary Zahner-Mathis und den Glarner Inspirational Singers, unter der Leitung von Monika Burges, an musikalischem Feuerwerk den sehr zahlreichen Konzertbesuchern bot, war hervorragend und liess die Temperaturen in der sonst schon sehr warmen, akustisch ausgezeichneten Kirche, noch höher werden.
Kein Denkmal für die Vergangenheit
Auf 88 Seiten Inhalt und vier Seiten Umschlag hat Historiker Rolf Kamm (aufgewachsen in Schwanden) in mühsamer Kleinarbeit weitere Fakten zu den vergangenen 675 Jahren Gesichte der Kirche Schwanden zusammen getragen resp. das Werk seiner Vorgänger weiter geführt (rezikliert) und unter dem Titel „Die Kirche und ihr Dorf“ an der Vernissage am Samstagmorgen vorgestellt. Das Jubiläumsbuch soll nicht nur eine Chronik vergangener Ereignisse sein, sondern ei n Spiegelbild unserer Identität und unserer Werte sein und umfasst Neues, Überraschendes oder auch Fragen, wo soll z.B. weiter geforscht werden (Potential). Jedes Kapitel besteht aus einem Thema, und für die verschiedenen Zeitepochen intonierte Organist Martin Zimmermann Musikstücke daraus.
Das interessante Werk kann gegen eine Schutzgebühr von Fr. 20.- bezogen werden.
Die Farben der Kirchgemeinde strahlen vom Kirchturm
Das vor einer Woche durch viele kleine und grosse Künstler bereits zu einem grossen Teil vorgemalte Monumental Gravity-Projekt wurde am Samstagnachmittag, unter den Klängen der Harmoniemusik Schwanden (Stabführung Jürg Hösli), in einer spektakulären Aktion an den Kirchturm hochgezogen. In luftiger Höhe musste das Ganze gegen Wind und Regen gut befestigt werden. Diese Arbeit - wahrlich nicht für jedermann - führte Thomas Marti aus den Weissenbergen in stoischer Ruhe aus. Er hat auch die aufwändige Stahlkonstruktion ganz oben am Kirchturm installiert.
Pfarrer Peter Hofmann entlockte während dieser Aktion Künstler Antonio Wehrli einige Informationen über das 7 x 7 Meter grosse Werk in den Farben der Kirchgemeinde Schwanden, welches jetzt bis ca. Ende Oktober 2024 dort zu bestaunen ist.
Rämlers - die Glarner Band gibt Vollgas
Hans Heinrich Hefti betonte, die Rämlers vorzustellen sei etwa gleichbedeutend wie Wasser in den Bach zu tragen. In kleinen Wortspielen machte er in den Begrüssungsworten auf die unzähligen Titel der seit 43 Jahren bestehenden Glarner Band aufmerksam, ohne zu wissen, ob sie dann auch gespielt werden. Und tatsächlich waren nicht nur die gängigen Titel zu hören, sondern u.a. auch etwa solche von Polo Hofer, Pink Floyd (The Wall oder Wish You Were) „Campari Soda“, jeweils mit beeindruckenden Soli von Gitarrist Jean Louis Heinzer oder Armando Cornelli am Saxophon oder das Lied „Mr. Rock’n’Roll“ (im Original von Amy McDonald), ausgezeichnet intoniert von Sängerin Brigitte Stüssi. Jedenfalls herrschte ausgelassene Stimmung in der Kirche und das Publikum goutierte dies mit einer Standing Ovation.
Drei Mal Hefti, aber mit ganz verschiedenen Botschaften am Jubiläumsgottesdienst
Wer von den sehr zahlreichen Festbesuchern von Pfarrer Peter Hofmann eine Jubiläumspredigt erwartete, sah sich getäuscht. Andere traten für ihn bewusst und ebenfalls sehr kompetent in die Bresche.
Beschwerliche Dienstwege, Geld, Mut waren die Stichworte von Andreas Hefti, Synode-Präsident der evangelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Glarus. Die Gesuchstellung zum Bau der Kirche in Schwanden erfolgte 1349 durch Johannes Münch. Als die Bewilligung dann durch eben diesen beschwerlichen Dienstweg 1350 wieder in Schwanden eintraf, stand die Kirche bereits. Der damalige Mut zur Verkündung von Gottes Wort ist noch heute oberstes Gebot und soll auch für die nächsten 675 Jahre gelten. Schwanden dürfe auch auf das Wappen stolz sein, auch wenn die rote Zunge wohl dem Design zum Opfer gefallen ist. Aber als Mitbringsel brachte der Redner ein Bild mit, welches den Schwan mit dieser roten Zunge zeigt.
„Sport ist die Religion des Menschen“, so der ehemalige Ständeratspräsident und letzte Gemeindepräsident von Schwanden, Thomas Hefti. In seinen Gedanken hatte die Kirche im Mittelpunkt ebenso Platz wie als Streitpunkt, auch wenn es im Kanton Glarus keine Spaltung gab, sondern immer nach Kompromissen gesucht wurde. Er machte sich aber auch ideologische Gedanken, was beim Thema Religion auf der Welt alles abläuft. “Gott ist tot, aber sein Geist lebt weiter“
Hans Heinrich Hefti (62), Kirchenratspräsident und selbstbezeichneter Zahlenmensch, hatte, obwohl er aus den vergangenen 675 Jahren gerade Mal 9,2% erlebt hat, doch einige amüsante Müsterchen bereit, welche für viele Lacher sorgten. Angefangen von der Sonntagsschule, Jugendgottesdienst, Durststrecke ohne eigentlichen Pfarrer bis hin zur Konfirmation im Jahre 1978, wo Oberstufenlehrer und eigentlicher musikalischer Leiter, Salvo, kurzfristig abgesagt hatte und bis zum Abwinken improvisiert werden musste.
Hocherfreut zeigte sich Pfarrer Peter Hofmann über den Besuch von Dekan Daniel Prokop. Trotz seines grossen Engagements im katholischen Seelsorgeraum der Schweiz, Glarus Süd, der vielleicht grössten Pfarrei der Schweiz, hat er seine Gottesdienstaktivitäten im August so gelegt, dass er am Jubiläum dabei sein konnte.
Der abschliessende Apero Riche und gemütliches Verweilen im Festzelt bildeten den würdigen Abschluss dieses abwechslungsreich gestalteten Jubiläums rund um und in der Kirche Schwanden.
Jodeln (Singen ohne Text auf Lautsilben) und Gospel (christliche afroamerikanische Stilrichtung) – beisst sich das nicht?
Nach der kurzen Eröffnungsansprache durch Hans Heinrich Hefti, Kirchenratspräsident, dann die Frage von Pfarrer und Moderator Peter Hofmann: Gospel versus Jodel – gibt es da überhaupt Verbindungen? Die Frage kann kurz und bündig mit Ja beantwortet werden. Auch wenn Heimat, Sklaverei, verwurzelt sein bei beiden nicht immer das gleiche bedeutet, sind in beiden Stilrichtungen mit Freude, Verbundenheit und Ausdruck doch viele Gemeinsamkeiten zu finden. Was das Chlytal Jodelchörli, unter der Leitung von Dirigentin Mary Zahner-Mathis und den Glarner Inspirational Singers, unter der Leitung von Monika Burges, an musikalischem Feuerwerk den sehr zahlreichen Konzertbesuchern bot, war hervorragend und liess die Temperaturen in der sonst schon sehr warmen, akustisch ausgezeichneten Kirche, noch höher werden.
Kein Denkmal für die Vergangenheit
Auf 88 Seiten Inhalt und vier Seiten Umschlag hat Historiker Rolf Kamm (aufgewachsen in Schwanden) in mühsamer Kleinarbeit weitere Fakten zu den vergangenen 675 Jahren Gesichte der Kirche Schwanden zusammen getragen resp. das Werk seiner Vorgänger weiter geführt (rezikliert) und unter dem Titel „Die Kirche und ihr Dorf“ an der Vernissage am Samstagmorgen vorgestellt. Das Jubiläumsbuch soll nicht nur eine Chronik vergangener Ereignisse sein, sondern ei n Spiegelbild unserer Identität und unserer Werte sein und umfasst Neues, Überraschendes oder auch Fragen, wo soll z.B. weiter geforscht werden (Potential). Jedes Kapitel besteht aus einem Thema, und für die verschiedenen Zeitepochen intonierte Organist Martin Zimmermann Musikstücke daraus.
Das interessante Werk kann gegen eine Schutzgebühr von Fr. 20.- bezogen werden.
Die Farben der Kirchgemeinde strahlen vom Kirchturm
Das vor einer Woche durch viele kleine und grosse Künstler bereits zu einem grossen Teil vorgemalte Monumental Gravity-Projekt wurde am Samstagnachmittag, unter den Klängen der Harmoniemusik Schwanden (Stabführung Jürg Hösli), in einer spektakulären Aktion an den Kirchturm hochgezogen. In luftiger Höhe musste das Ganze gegen Wind und Regen gut befestigt werden. Diese Arbeit - wahrlich nicht für jedermann - führte Thomas Marti aus den Weissenbergen in stoischer Ruhe aus. Er hat auch die aufwändige Stahlkonstruktion ganz oben am Kirchturm installiert.
Pfarrer Peter Hofmann entlockte während dieser Aktion Künstler Antonio Wehrli einige Informationen über das 7 x 7 Meter grosse Werk in den Farben der Kirchgemeinde Schwanden, welches jetzt bis ca. Ende Oktober 2024 dort zu bestaunen ist.
Rämlers - die Glarner Band gibt Vollgas
Hans Heinrich Hefti betonte, die Rämlers vorzustellen sei etwa gleichbedeutend wie Wasser in den Bach zu tragen. In kleinen Wortspielen machte er in den Begrüssungsworten auf die unzähligen Titel der seit 43 Jahren bestehenden Glarner Band aufmerksam, ohne zu wissen, ob sie dann auch gespielt werden. Und tatsächlich waren nicht nur die gängigen Titel zu hören, sondern u.a. auch etwa solche von Polo Hofer, Pink Floyd (The Wall oder Wish You Were) „Campari Soda“, jeweils mit beeindruckenden Soli von Gitarrist Jean Louis Heinzer oder Armando Cornelli am Saxophon oder das Lied „Mr. Rock’n’Roll“ (im Original von Amy McDonald), ausgezeichnet intoniert von Sängerin Brigitte Stüssi. Jedenfalls herrschte ausgelassene Stimmung in der Kirche und das Publikum goutierte dies mit einer Standing Ovation.
Drei Mal Hefti, aber mit ganz verschiedenen Botschaften am Jubiläumsgottesdienst
Wer von den sehr zahlreichen Festbesuchern von Pfarrer Peter Hofmann eine Jubiläumspredigt erwartete, sah sich getäuscht. Andere traten für ihn bewusst und ebenfalls sehr kompetent in die Bresche.
Beschwerliche Dienstwege, Geld, Mut waren die Stichworte von Andreas Hefti, Synode-Präsident der evangelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Glarus. Die Gesuchstellung zum Bau der Kirche in Schwanden erfolgte 1349 durch Johannes Münch. Als die Bewilligung dann durch eben diesen beschwerlichen Dienstweg 1350 wieder in Schwanden eintraf, stand die Kirche bereits. Der damalige Mut zur Verkündung von Gottes Wort ist noch heute oberstes Gebot und soll auch für die nächsten 675 Jahre gelten. Schwanden dürfe auch auf das Wappen stolz sein, auch wenn die rote Zunge wohl dem Design zum Opfer gefallen ist. Aber als Mitbringsel brachte der Redner ein Bild mit, welches den Schwan mit dieser roten Zunge zeigt.
„Sport ist die Religion des Menschen“, so der ehemalige Ständeratspräsident und letzte Gemeindepräsident von Schwanden, Thomas Hefti. In seinen Gedanken hatte die Kirche im Mittelpunkt ebenso Platz wie als Streitpunkt, auch wenn es im Kanton Glarus keine Spaltung gab, sondern immer nach Kompromissen gesucht wurde. Er machte sich aber auch ideologische Gedanken, was beim Thema Religion auf der Welt alles abläuft. “Gott ist tot, aber sein Geist lebt weiter“
Hans Heinrich Hefti (62), Kirchenratspräsident und selbstbezeichneter Zahlenmensch, hatte, obwohl er aus den vergangenen 675 Jahren gerade Mal 9,2% erlebt hat, doch einige amüsante Müsterchen bereit, welche für viele Lacher sorgten. Angefangen von der Sonntagsschule, Jugendgottesdienst, Durststrecke ohne eigentlichen Pfarrer bis hin zur Konfirmation im Jahre 1978, wo Oberstufenlehrer und eigentlicher musikalischer Leiter, Salvo, kurzfristig abgesagt hatte und bis zum Abwinken improvisiert werden musste.
Hocherfreut zeigte sich Pfarrer Peter Hofmann über den Besuch von Dekan Daniel Prokop. Trotz seines grossen Engagements im katholischen Seelsorgeraum der Schweiz, Glarus Süd, der vielleicht grössten Pfarrei der Schweiz, hat er seine Gottesdienstaktivitäten im August so gelegt, dass er am Jubiläum dabei sein konnte.
Der abschliessende Apero Riche und gemütliches Verweilen im Festzelt bildeten den würdigen Abschluss dieses abwechslungsreich gestalteten Jubiläums rund um und in der Kirche Schwanden.